WIE ESSEN WIR UNS GESUND? - Ein Interview mit der Ernährungstherapeutin Katharina Plehm vom Vivantes Zentrum für Ernährungsmedizin
Was wir essen, hat einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Essen kann unser Wohlbefinden vergrößern – uns aber auch krank machen. Wenn man ernährungsbedingt erkrankt, kann es zu schwereren Krankheitsverläufen kommen oder die Genesung verzögert sich. Ernährungstherapeutin Katharina Plehm vom Vivantes Zentrum für Ernährungsmedizin spricht im Interview über gesunden Lebensstil, Diäten, die neusten Erkenntnisse auf ihrem Fachgebiet und gibt hilfreiche Tipps für eine gute Ernährung.
Frau Plehm, Sie sind Ernährungstherapeutin. Was ist Ihr Tipp für einen gesunden Lebensstil?
Vollwertig, ausgewogen und vor allem abwechslungsreich essen und trinken, möglichst nach den „zehn Regeln“ der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, zu finden unter
www.dge.de. Dazu viel Bewegung, die vor allem aber auch Spaß machen soll!
Lässt sich mit einem vitalen Lebensstil auch das Körpergewicht dauerhaft reduzieren?
Ja. Diäten sind schwer durchzuhalten, der Jo-Jo-Effekt ist dabei hoch, sodass sie nur kurzfristig wirken. Grundsätzliche Verhaltensänderungen hin zu einer gesunden
Ernährung mit viel Bewegung sind auch langfristig erfolgreich. Dabei ist es wichtig, die eigenen Gewohnheiten, Handlungen und Auslöserreize genau zu analysieren und zu hinterfragen, seine Bedürfnisse dabei zu beachten und sich selbst nichts zu verbieten. So lässt sich das Verhalten am besten erfolgversprechend „umlernen“.
Was hilft bei der Umstellung auf einen gesünderen Lebensstil?
Zunächst einmal sollte man sich nicht zu viel auf einmal vornehmen und sich realistische Ziele setzen. Zwei Beispiele: Statt „Ich laufe täglich 10.000 Schritte“ besser die flexible Verhaltenskontrolle „Ich laufe in der kommenden Woche 70.000 Schritte“ wählen, und statt „Ich esse nie mehr Schokolade“ könnte der gute Vorsatz zunächst „Ich versuche in der nächsten Woche mit einer Schokoladentafel auszukommen“ lauten.
Will man gesund leben, kommt man um Sport und Bewegung also nicht herum?
Ja, das gehört unbedingt zusammen. Um eine erfolgreiche Verhaltensänderung in den erwähnten Bereichen zu erreichen, muss man sich aber zunächst sein aktuelles Verhalten bewusst machen. Der Wunsch nach Veränderung muss stark und die Auswirkungen, auch auf das persönliche Umfeld, müssen zu bewältigen, also akzeptabel sein. Schaffen Sie sich eine Motivation! Hat man einen guten Vorsatz, dann sollte man zeitnah den ersten kleinen Schritt in die richtige Richtung gehen: zum Beispiel ein
Informationsgespräch mit seinem Arzt führen oder einen Termin zum Probetraining im Fitnessstudio oder Sportverein verabreden.
Wie lange dauert eine Umstellung des Ess- und auch Bewegungsverhaltens?
Das ist abhängig von der jeweiligen Person. Rund zwei bis sechs Monate sollte man einplanen, bis die Umstellung zur Routine geworden ist. Hilfreich dabei: eine „Erinnerung“ oder ein „Symbol“, die an das neue Verhalten erinnern, zum Beispiel ein Foto, ein Spruch, ein Versprechen.
Und wo lauern die Fallen?
Besonders in Stresssituationen kann es zu Rückfällen kommen, da greift man gern auf alte „bewährte“ Gewohnheiten zurück. Danach sollte man sich aber nicht von seinen
guten Vorsätzen verabschieden, mit einem schlechten Gewissen, sondern sich den Rückfall schnell verzeihen und weitermachen!
Dieses Interview ist im Vivantes Patientenmagazin gesund!
Ausgabe 1/2019 erschienen.
www.vivantes-blog.de/vivantes/wie-essen-wir-uns-gesund