Fünf Fragen an: Andreas Claus
Wie kümmern sich erfolgreiche Unternehmen um die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Andreas Claus ist Wirtschaftsjurist und Vorstandsvorsitzender des DRK Sangerhausen e.V. Als Profi macht er betriebliches nicht, weil er muss, sondern weil er davon überzeugt ist, dass es das Unternehmen stärkt.
Was bedeutet betriebliches Gesundheitsmanagement für Sie?
Wir verbinden damit in unserer Rotkreuzgemeinschaft die umfassende Unterstützung unserer Beschäftigten, beispielsweise zur Stressvorbeugung und Selbstorganisation, sowie achtsame und wertschätzende Kommunikation in den jeweiligen Organisationseinheiten. Im Ergebnis möchten wir insgesamt einen Wertewandel unterstützen und befördern und sehen dies als variablen Prozess, weit entfernt von einer Summe an Einzelmaßnahmen. Der Klang des Orchesters steht dabei im Fokus, weniger das einzelne Instrument.
Welche Maßnahmen setzen Sie um, um Ihre Kolleg*innen gesund zu halten?
Besonderes Augenmerk legen wir auf eine adressatengerechte Gestaltung von Angeboten. So haben wir beispielsweise für unsere 45 Auszubildenden eine modulare Seminargestaltung konzipiert, welche stark präventiven Charakter für die berufsspezifischen psychischen und physischen Herausforderungen aufzeigt. Andererseits unterstützen wir unsere langjährig aktiven Kollegen*innen gleichsam mit Angeboten zur Stärkung des Bewegungsapparates, Analyse von Arbeitsabläufen und Aufzeigen von Möglichkeiten zur Verbesserung der Gesunderhaltung. Hier setzen wir z.B. mit unserem Jobradangebot auch auf eine Förderung der Bewegung in der privaten Sphäre, auch wenn wir in Teilen schon ein wenig „länger jung sind“.
Nach welchen Kriterien hat Ihr Unternehmen die Maßnahmen ausgewählt?
Im Kontext unseres agilen Methodenansatzes in allen Unternehmensbereichen reagieren wir regelmäßig auf aktuelle Themen und Fortentwicklungen und diskutieren dies nahezu basisdemokratisch mit ausgewählten Experten*innen sowie unter Einbindung unserer Arbeitnehmendenvertretung. Die jeweiligen Maßnahmen und Aktivitäten stehen somit wiederkehrend in einem jährlichen Prüfzyklus durch die Betroffenen, quasi als Experten*innen ihrer jeweiligen Arbeitssituation.
Was war Ihre positivste Erfahrung, die Sie auf betriebliches Gesundheitsmanagement zurückführen und warum?
Ich freue mich immer wieder, dass wir im Deutschen Roten Kreuz als Chancengeber für junge Menschen fungieren können, die ihren ganz persönlichen Weg in ein beginnendes Berufsleben für sich gestalten. Hierbei ist es für uns wichtig, die ganz individuelle intrinsische Motivation und persönlichen Zielfindungsprozesse zu unterstützen und dabei den Erkenntnisgewinn für die sinnstiftenden Aufgabenstellungen zu stärken. Hierfür haben wir unter anderem ein zweitägiges und gemeinschaftliches Sommercamp für alle Auszubildenden gestalten können, welches eine tolle Plattform genau für diese Inhalte bietet und dennoch genügend Zeit und Raum für Individualität bereithält. Die positiven Rückmeldungen unserer Auszubildenden sind für uns Lob und Ansporn, diesen Weg weiterzugehen und fortzuentwickeln.
Vervollständigen Sie den Satz: Betriebliches Gesundheitsmanagement ist dann erfolgreich, wenn…
…es als ganzheitlicher Prozess verstanden, kommuniziert und in allen Betriebsteilen gelebt wird. Jede Einzelmaßnahme bleibt dabei nur wie ein Puzzleteil des Großen und Ganzen und sollte immer wieder Ergebnis einer offenen Kommunikationskultur im Unternehmen sein. Wir wollen dabei als Vordenker des Prozesses vorangehen.